Corona-Talk mit Nele: "Ich hoffe, dass bald wieder Projekte gefördert werden können"

Autor annika.bruemmer

Erstellt am 20. August 2020 08:55


Nele absolviert bei Quartiermeister ihr Freies Ökologisches Jahr und ist jeweils zur Hälfte für den Verein und die GmbH im Einsatz. Durch den Stillstand der Projektförderung und den Wegfall aller Veranstaltungen wurde auch Neles Job bei uns einmal umgekrempelt. Wie das für Nele war, lest ihr im Interview.

 

Was ging dir im Kopf vor als David und Peter am 13. März in einer Skype-Session angekündigt haben, dass alle Quartiermeister*innen ab April in Kurzarbeit gehen müssen?

Es ging alles sehr schnell. Wir hatten an einem Freitag diesen einen Skype-Call. Da hat sich das Ganze schon langsam angebahnt. Und dann haben wir am Montag noch mal alle gemeinsam gesprochen, da klang alles viel dramatischer. Peter und David hatten an dem Wochenende wohl viel besprochen und vieles durchgerechnet. Am Freitag hatte ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht, aber am Montag wurde es dann richtig ernst. Das hat mich ziemlich verunsichert. Ich hatte ein richtig mulmiges Gefühl. Das war krass, weil plötzlich diese Ungewissheit da war. Ich wusste einfach nicht, was jetzt passiert, aber das wusste niemand. Ich fand es jedoch sehr cool, wie wir dann im Team über alles geredet haben und dass David und Peter direkt so offen und transparent waren. Und dass alle Mitarbeitenden ihre Ängste und Gefühle kommuniziert haben. Das hat mich auch ziemlich beeindruckt.

 

Als FÖJlerin bist du zu 50 % für die GmbH und zu 50 % für den Verein im Einsatz. Hat sich etwas an diesem Verhältnis durch Corona verändert?

Nicht wirklich. Ich habe einfach insgesamt weniger zu tun gehabt mit komplett anderen Aufgaben. Es gab Phasen, in denen ich nur für den Verein und nur für die GmbH gearbeitet habe. Aber insgesamt hat sich dieses Verhältnis gehalten.

 

Wie haben sich deine Aufgaben verändert?

Naja, dadurch, dass der Sommer vor der Tür stand, hätten eigentlich alle möglichen Veranstaltungen stattgefunden, die natürlich weggefallen sind. Daran hätte ich normalerweise viel gearbeitet. Oder Projektbesuche, die ich im Regelfall durchführe, gingen auch erst mal nicht. Damit konnte ich nun langsam wieder anfangen. Ich besuche aber hauptsächlich Projekte im Freien, wie z.B. Gemeinschaftsgärten. Sonst fiel eher Verwaltungskram für den Verein an, da wir uns nicht mehr treffen konnten. Und weil die Förderung ausgesetzt wurde. Deshalb standen meine normalen Aufgaben nicht mehr im Vordergrund. Für das Unternehmen war auch einfach weniger zu tun. Ich habe dann Dinge wie Paketversand übernommen oder bin mal ins Büro gefahren, wenn dort kleinere Dinge erledigt werden mussten. Ich habe versucht, flexibel zu sein.

 

Quartiermeister musste durch Corona und die damit verbundenen Einsatzbußen die geplante Förderung einfrieren. Wie denkst du darüber?

Ich finde das richtig traurig, aber ich denke, dass es einfach notwendig ist. Ich habe 100%iges Vertrauen in Peter und David und in den Vorstand, dass sie diesbezüglich den Überblick haben und die richtige Entscheidung getroffen haben.

 

Wie hast du die öffentliche Wahrnehmung dazu empfunden?

Ich habe das Gefühl, dass alle Verständnis für diese Entscheidung haben. Ich hatte anfangs etwas Angst, dass manche diese Entscheidung nicht verstehen, gerade auch, weil natürlich auch die Projekte in dieser Zeit finanzielle Unterstützung gut gebrauchen könnten. Aber alle, mit denen ich gesprochen habe, haben unsere Entscheidung verstanden. Vielleicht auch, weil einfach alle gerade ähnliche Probleme haben. Dadurch, dass Quartiermeister seit zehn Jahren immer Projekte gefördert hat, und die Förderung jetzt zum ersten Mal ausgesetzt wurde, glaube ich nicht, dass sich irgendjemand etwas dabei denkt.

 

Hast du in den letzten Wochen und Monaten mit Projekten gesprochen?

Ja, ich hatte mit ein paar Projekten E-Mail-Kontakt. Es hat sich auch ein Projekt gemeldet, das Hilfe braucht. Im Juni habe ich angefangen, die Projektbesuche wieder aufzunehmen.

 

Haben die Projekte auch mit den aktuellen Umständen zu kämpfen?

Ja, voll! Es betrifft irgendwie echt alle. Viele haben finanzielle Probleme. Dadurch, dass keine Veranstaltungen stattfinden, fehlen vielen Projekten Einnahmen. Den Projekten, die auf Spenden angewiesen sind, geht es auch nicht gut. Das hat sicher etwas damit zu tun, dass wir momentan in einer Zeit leben, die mit sehr viel Unsicherheit verbunden ist und viele Leute, die sonst spenden, nun ihr Geld zusammenhalten. Wenn es sich nicht um finanzielle Probleme handelt, dann gibt’s bei vielen Projekten momentan eine Art Stillstand in der Vereinsarbeit.

 

Dein FÖJ endet im August. Gibt es etwas, das du Quartiermeister wünschst?

Ich finde Abschiede immer super schwer und ich hoffe, dass wir in Kontakt bleiben. Ich wünsche Quartiermeister, dass die Corona-Schwierigkeiten bald vorbei sind und dass es bald wieder richtig losgehen kann. Ich hoffe, dass bald wieder Projekte gefördert werden können und dass Quartiermeister immer bekannter und erfolgreicher wird und gleichzeitig seinen Werten treu bleibt. Und dass das Team so cool bleibt wie es jetzt ist.


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