Konzept.Europa

Förderzweck

1000€

Mittelverwendung: Bühne, Kostüm, Technik

Europa wurde von Zeus geklaut; und gemeinsam zeugen sie Kinder und errichten einen neuen Kontinent – unseren Kontinent: Europa. Der Mythos wird für uns zum Familiendrama. Zeus und Europa sind schon lange zusammen. Ihr heranwachsendes Kind entdeckt langsam die Welt und beginnt sich selbst als Individuum zu konstituieren. Das jahrelange und gut geprobte Zusammenleben wird dadurch auf den Kopf gestellt und neu verhandelt. Dazu kommt, dass Europa dabei ist zu resignieren und den beiden anderen das Spielfeld zu überlassen, wenn es darum geht, wie sich die Kommunikation und Aufgabenverteilung in der Familie neu zusammensetzt.

Zeus selbst ist dabei zunehmend frustriert und gelangweilt von seiner/m Europa. Alles Spannende, Frische und Lebendige scheint aus ihr heraus gewichen. Sehnsüchtig schaut er sich nach einem neuen Subjekt/Objekt der Begierde um. Was schon in der Namensgebung dezidiert mitschwingt, ist auch im Thema programmatisch. Die Lebenswelt der Familie ist auch der Kontinent Europa, die Mutter steht als Sinnbild dafür und Zeus der Gott wirft seinen Blick auf andere Teile der Erde. Politische und wirtschaftliche Strukturen und Zusammenhänge werden parallel am Familientisch verhandelt. Das Stück ist nicht vordergründig politisch, doch die gesellschaftliche, politische Situation Europas schwingt immer mit, da sie das Zusammenleben einer Familie stark mitbestimmt.

Die Familie stellt den Mikrokosmos dar und die globale Politik und Wirtschaft den Makrokosmos. Beide bedingen sich einander. Sowohl im Großen, als auch im Kleinen gibt es Schwierigkeiten in der Kommunikation und der Ausrichtung gegenüber den Familienmitgliedern und Nachbarn. Es gibt verschiedene Strategien im Umgang des Miteinanders. Vater, Mutter und Kind versuchen sich jede/r in seiner bevorzugten und der ihnen gewohnten Ausdrucksweise. So werden Tanz, Puppenspiel und Schauspiel aufeinanderstoßen. Jede/r Akteur*in bedient sich dabei einer Kommunikationsform mit dem Ziel sich den anderen verständlich zu machen und gleichzeitig seine ‚Sprache‘ als Norm durchzusetzen.

Doch wenn dies nicht gelingt, dann muss man einen Konsens suchen, der am besten gleichberechtigt ist oder zuhören und zusehen neu erlernen, um den anderen besser zu verstehen. Wenn sich im Familiengefüge etwas ändert, sind alle dazu aufgerufen sich an der Neu-Modellierung zu beteiligen. Europa befindet sich im Wandel und jede Familie trägt dazu bei, in welche Richtung sich der Wandel vollzieht.

Das Stück soll im Ballhaus Ost zur Uraufführung kommen, einem Theater in Prenzlauer Berg, das freien Regieteams eine Bühne bietet. Geplant sind drei Aufführungen plus Premiere Mitte April 2018. Die reine Probenphase wird 4 Wochen betragen, also ab Mitte März 2018. Die Vorbereitung beginnt ab Februar 2018. Die Nachbereitung geht bis Ende Mai 2018.

„Konzept.Europa“ kann und will nicht alle Verstrickungen und Beziehungen offenlegen, in denen sich Europa mit dem Rest der Welt befindet. Aber wir wollen durch auf die Bühne gebrachte Strategien der Unterdrückung und Unterwerfung und am Beispiel des aktuellen europäischen Versuchs, die klassische Antike als unsere Geschichte zu implementieren, das Publikum anregen zum Fragen stellen. Verwirklicht werden soll dies durch verschiedene Formen des klassischen und dokumentarischen Theaters.